In Peer-to-Peer-Netzwerken teilt man Kosten und Nutzen
Folge 2
Die Bar ohne Chef
Möchtest du neuer Wirt werden? Oder versuchst du, einen deiner Freunde davon zu überzeugen, die Aufgabe zu übernehmen? Vielleicht gibt es eine bessere Alternative…
Der Wirt und die Kasse sind weg. Es gibt keinen Verantwortlichen, dafür aber durstige Gäste und viele kalte Getränke.
Oscar, ein ziemlich windiger Typ, schlägt vor: „Freibier für alle!“
„STOP!“, ruft Carol. „Willst du die Blockchain Bar ruinieren? Wir alle lieben diese Kneipe. Wir müssen einen Weg finden, sie am Leben zu halten.“
„Carol hat Recht!“, sagt Bob. „Wer will die Bar leiten?“
Aber Stunden später – und immer noch ist niemand bereit, der nächste Wirt zu werden.
Alice hat eine Idee: „Lasst uns die Bar gemeinsam leiten, als Genossenschaft.“ – Alle stimmen zu.
Eine Blockchain ist ein riesiges Netzwerk einzelner Computer, die alle die gleichen Rechte und Pflichten haben. Solche Systeme nennt man auch Peer-to-Peer-Systeme. Alle Beteiligten tragen zum Netzwerk bei und arbeiten auf ein gemeinsames Ziel hin.
Zusammenarbeiten? Wie vermeiden wir ein Riesenchaos? In unserer nächsten Folge erfährst du mehr…
Oder du liest weiter unten erst einmal mehr zum Thema „Blockchain-Genossenschaften“.
Blockchain verstehen
Blockchain-Netzwerke sind Peer-to-Peer-Genossenschaften
In vielen der heutigen Systeme gibt es Mittelsmänner, die das Sagen haben. Amazon ist für den Betrieb seines Marktplatzes verantwortlich. Die Banken sorgen für reibungslose Finanztransaktionen in stabilen und sicheren Netzwerken. Und die Regierung zieht Geld von ihren Bürgern ein und verteilt es an den öffentlichen Dienst und die gemeinschaftliche Infrastruktur.
Blockchain-Systeme arbeiten ohne Mittelsmänner. Wer ist dann verantwortlich? Wer soll das Netzwerk betreiben, wenn es keine vertrauenswürdige Instanz gibt? Wer ist in unserem Beispiel für den Betrieb der Blockchain Bar verantwortlich, wenn der Wirt weg ist? Wie lassen sich Arbeit, Kosten und Nutzen beim Betrieb einer Plattform, eines Netzwerks oder einer Bar fair verteilen?
Die Lösung liegt auf der Hand: Alle Teilnehmer müssen das Netzwerk oder die Bar am Laufen halten. Und alle müssen Kosten und Nutzen gerecht teilen. Dieser Ansatz besteht seit über 150 Jahren: Die Partner sollten als ‚Genossenschaft‘ zusammenarbeiten.
Wikipedia definiert: „Eine Genossenschaft ist ein Zusammenschluss von natürlichen beziehungsweise juristischen Personen, deren Ziel der Erwerb oder die wirtschaftliche beziehungsweise soziale Förderung ihrer Mitglieder durch einen gemeinschaftlichen Geschäftsbetrieb ist.“
Genau das ist auch Bitcoin.
Und das ist der Gedanke hinter Blockchain-Netzwerken im Allgemeinen: Alle Knoten teilen sich die Last des Netzbetriebs und alle können an den Vorteilen des Netzes teilhaben.
Wenn man es richtig macht, belohnen Blockchain-Netzwerke alle Mitglieder im Verhältnis ihrer Beiträge zum System. Man kann zum Beispiel das Bitcoin-System nutzen und von schnellen und günstigen Geldtransfers profitieren, ohne ein ‚Miner‘ (wörtlich ‚Bergarbeiter‘) zu sein. Wer aber Miner wird, stellt Computer- und Netzwerkressourcen bereit und hilft dabei, das Bitcoin-Netzwerk zu betreiben. Und natürlich erhalten Miner besondere Belohnungen dafür, dass sie das System am Leben erhalten.
Wir werden das Konzept der ‚Miner‘ in einer späteren Folge von „Blockruption‘s Blockchain Bar“ erläutern.
Grundsätzlich gibt es zwei Arten, wie man neue Mitglieder in eine Blockchain-‚Genossenschaft‘ einbinden kann:
- Permissioned Blockchains (wörtlich ‚genehmigte‘ Blockchains): In ‚Permissioned Blockchains‘ muss eine Institution neuen Mitgliedern Zugang zum Netzwerk gewähren. Beispielsweise könnte diese Institution ein zentraler Verwaltungsrat sein oder die bestehenden Mitglieder stimmen ab.
- Permissionless Blockchains (wörtlich ‚genehmigungsfreie‘ Blockchains): Bitcoin ist das Musterbeispiel der ‚Permissionless Blockchains‘. Jeder kann dem Netzwerk beitreten, solange er die richtige Software betreibt. Ein Antrag auf ‚Mitgliedschaft‘ ist nicht erforderlich. Und es gibt keine einfache Möglichkeit, jemanden aus dem Netzwerk auszuschließen.
Auch Ethereum, die zweitgrößte Blockchain der Welt, ist ‚permissionless‘.
Blockchains (‚Genossenschaften‘), die darauf abzielen, die grundlegenden Funktionen der menschlichen Gesellschaft zu unterstützen, sollten letztendlich ‚permissionless‘ sein oder beabsichtigen, dies zu werden. Die Bereiche, in denen wir offene und integrative Systeme brauchen, sind beispielsweise Gesundheit, Energie, Verkehr, demokratische Prozesse und natürlich die Bierversorgung.